Grundsätze und Ziele von Inklusion durch Integration

Unser Grundverständnis „Vor Gott sind alle Menschen gleich und willkommen…“ findet sich in unserem ‘Leitbild‘ zur gelebten inklusiven Pädagogik wieder: In der Vielfalt gesehen, angenommen und wertgeschätzt, so wie jede und jeder Einzelne von uns ist! Daraus ergibt sich unter anderem auch das Ziel, die Bildungschancen-Gleichheit für jedes Kind – so, wie es ist und was es mitbringt – zu erreichen. Die Einbindung eines jeden Kindes in den Kita-Alltag, im Miteinander, in der gegenseitigen Akzeptanz von Unterschieden wie Gemeinsamkeiten, in seiner individuellen Persönlichkeit sind für uns grundlegend. Die ganzheitliche Förderung des Einzelnen steht dabei im Vordergrund. Damit auch alle Kinder gleichermaßen zu ihrem Recht auf eine selbstbestimmte, intrinsisch motivierte, Persönlichkeitsentwicklung kommen, werden sie von den päd. Fachkräften des Wackelzahn in unterschiedlicher Intensität begleitet: Gerade von Behinderung bedrohte oder betroffene Kinder sind gemäß der christlich orientierten Ausrichtung der Kita Wackelzahn mit seinem angebundenen Familienzentrum ein unabdingbarer Bestandteil unserer Gemeinschaft, unseres Zusammenlebens!

In unserer Einrichtung betreuen wir Kinder, die Entwicklungsverzögerungen aufweisen, das heißt von Behinderungen bedroht sind, sowie behinderte Kinder. Unser Ziel ist es, betroffenen Kindern über einen interdisziplinär gestalteten Prozess Lösungswege/Gestaltungsmöglichkeiten anzubieten, die es ihnen ermöglichen, eine eigene Sicherheit und Stabilität zu entwickeln. Es geht uns darum, den Kindern einen so weit wie möglich selbstbestimmten und selbstgestalteten Alltag erleben zu lassen, sie für ein eigenes Leben so weit wie möglich stark und kompetent zu machen!

Um sich entwicklungsfördernde Kompetenzen anzueignen, benötigen Kinder mit Behinderungen viel Zeit, mehr Wiederholungen und somit insgesamt eine stärker ausgeprägte Kontinuität im Vorhalten pädagogisch-therapeutischer Angebote bzw. Leistungen – und bei Bedarf auch individuell-spezielle, pädagogisch-therapeutische Materialien/‘Hilfsmittel‘ sowie angemessene Orts-/Raum- und weitere Rahmenbedingungen. Das bedeutet für uns, in Abhängigkeit vom Grad der Entwicklungsverzögerung und der Schwere der Behinderung des jeweiligen Kindes zu schauen, was das Kind zum aktuellen Zeitpunkt für seine Bedürfnis- und Entwicklungsförderung in Wechselwirkung von Einzeltherapien zur Kleingruppenarbeit (z. B. Freunde mitzunehmen) und zur Gesamtgruppenarbeit – unter Beachtung der Fern-und Nahziele – benötigt. Folglich wird für jedes Kind ein individuell angemessener bzw. differenzierter Förderbedarf festgelegt. Dieser wird in ständigem Austausch bzw. in interaktiven Settings mit dem Kind, mit den Eltern und mit den Therapeut*innen anhand der dazu erstellten Fördermaßnahmen/-pläne und Entwicklungsberichte regelmäßig überprüft, abgestimmt und ggf. angepasst.

Für die Förderung von Kindern mit Behinderungen ist eine gute professionelle Zusammenarbeit aller Beteiligten – Kita-Leitung, Heilerzieher*innen, Wackelzahn-Pädagog*innen, Frühförder- & diagnostische Stellen/JPD sowie sämtliche erforderliche therapeutische Professionen (Logo-/Lern-/Ergo- oder Physiotherapie, Psychologen…) – nötig. Voraussetzung für eine dialogische Zusammenarbeit der verschiedenen beteiligten Berufsgruppen ist eine Verständigung über eine gemeinsame pädagogisch-therapeutische Herangehensweise. Ferner werden bei Bedarf entsprechende Kontakte zu Kinderärzten, Fachpraxen, Frühförderstellen, Kinderkrankenhäusern, Sozialpädiatrischen Zentren (u. a. das Werner-Otto-Institut, Flehmig Institut) und anderen Spezialeinrichtungen aufgenommen: Jeder Kontakt bzw. jede Form der interdisziplinären Zusammenarbeit findet immer nach vorheriger Einverständniserklärung der Eltern statt!


Inklusion durch eine vorurteilsbewusste Pädagogik

Inklusive Pädagogik setzt nicht nur bei unseren Kindern an. Eine vorurteilsbewusste Haltung meint die konsequente inklusive Haltung in Bezug auf Kinder, Eltern und Familien, aber auch in Bezug auf die pädagogischen Fachkräfte, auf die räumliche Gestaltung, auf die hiesige ‘Willkommenskultur‘, auf das pädagogische (Spiel-)Material und dergleichen. Alle Mitarbeiter*innen unserer Kita pflegen gegenüber jeder Familie/Familienkultur eine offene, neugierige, geduldige und wertschätzende Haltung! Dazu bildet sich das gesamte Team an regelmäßig stattfindenden Power- und Studientagen zu Themen bzgl. inklusiver Prozesse – z. B. zur Pädagogik der Vielfalt, zurvorurteilsbewussten Bildung und Erziehung, Adultismus und Diskriminierung – stetig fort. In den Dienstbesprechungen, Supervisionen und auch im Rahmen der Kita-Qualitätszirkel zu inklusiven Prozessen und Fällen aus dem pädagogischen Alltag tauschen wir uns ebenfalls aus und reflektieren regelmäßig gemeinsam unser Handeln und unsere Haltung.

Auftrag an uns pädagogische Fachkräfte, um eine gelingende Inklusion gestalten und leben zu können, ist: Bildungsprozesse mit Kindern vorurteilsbewusst zu gestalten und gegen diesbezügliche ‘Einseitigkeiten‘ im Wackelzahn anzugehen. Darüber hinaus ist es für die Stärkung der Identität von Kindern wichtig, dass auch die Eltern sich in der Kindertageseinrichtung wohlfühlen: Es stärkt Kinder, wenn sie gemeinsam mit ihren Familienmitgliedern, so wie sie sind, gesehen, anerkannt und wertgeschätzt werden. Im Wackelzahn versuchen wir somit, eine Willkommenskultur zu leben, die alle Familien und Eltern willkommen heißt, u. a. durch

– Wegweiser zu Räumen und Gebäuden im Außengelände und im Kitagebäude in Schrift und auch als Piktogramm (Bild), sodass alle Eltern wie Kinder erkennen können, wie sie zu den Gebäuden und Räumen finden!


– Vielfältige, unterstützende Kommunikationswege für den Dialog mit und Informationen für Eltern wie Kinder → Piktogramme, Metacom-Symbolsysteme, einfache Sprache, Übersetzungen in die Erstsprache, Erstsprache der zweisprachigen pädagogischen Fachkräfte im Wackelzahn nutzen…


– Besondere Stärkung der Ich-Identität unter Einbeziehung der Familienkultur bzw. Familienidentität in dem wöchentlich stattfindenden Eltern-Kind-Angebot „Mini-Family-Literacy-Café“…


– Die Erzieher*innen wissen um die ‘vier Phasen des Zweitspracherwerbs‘ bei Kindern – jedes Kind hat sein eigenes Tempo!


– Aus der ‘Wackelzahn-Bücherrucksack-Bibliothek‘ können sich Kinder einsprachige und auch zweisprachige Bücher ausleihen, sodass sie mit ihren Eltern die Bücher auf Deutsch oder auch in ihrer Erstsprache lesen können!


– Bei den ‘Geschichten-Säckchen‘, die in den Morgen- und Mittagskreisen erzählt werden, können alle Kinder einbezogen werden, da die Geschichte mit Figuren gespielt wird! Zum einen lernen dadurch alle Kinder die Geschichte kennen – auch diejenigen, die noch nicht viel Deutsch verstehen (= Lernen mit allen Sinnen). Zum anderen können alle Kinder partizipativ an der Geschichte teilnehmen, weil sie die Figuren auch einfach nur der Geschichte entsprechend bewegen und nicht zwingend dabei sprechen müssen…


– In Bezug auf die Partizipation besonders der Kinder, die noch nicht (auf Deutsch) sprechen können oder wollen, dient die in einigen Gruppen verwendete ‘Morgenkreis-Box‘: Hier können alle Kinder mit Hilfe von Bildkarten/Piktogrammen sehen, verstehen und entscheiden, welche Lieder heute gesungen werden sollen und welche Aktivitäten heute stattfinden werden.